Für wen?
Kurse für Frauen und Mädchen – Was/Wen meinen wir damit?
Wenn wir hier von Frauen und Mädchen sprechen, meinen wir ganz verschiedene Personen – Personen mit unterschiedlichen Körpern, Eigenschaften, Vorlieben, Macken, Bedürfnissen, Begehren, Gefühlen, Stärken, Schwächen.
Damit stellen wir uns gegen starre Geschlechterrollen, die in unserer Gesellschaft vorherrschen und unser Leben in fast allen Bereichen beeinflussen. Rollenbilder vermitteln beispielsweise Mädchen weiterhin, sie sollten ruhig und lieb sein, und Wut wäre eher etwas Männliches. Diese Normen treffen Mädchen und Frauen in unterschiedlicher Ausprägung ihr Leben lang und führen dazu, dass sie immer noch oft die sind, die sich kümmern, die Hausarbeit machen, weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Wir setzen uns u.a. kritisch mit solchen Anforderungen ans Weiblich-Sein auseinander – egal, ob sie trans1 Frauen, cis2 Frauen oder xy Frauen3 betreffen.
Es geht hier zentral um ein Machtverhältnis (Patriarchat), in dem alle Personen, die nicht cis-männlich sind, strukturell benachteiligt und unterdrückt werden. Frau oder Mädchen meint also kein biologisches Geschlecht, sondern ist für uns ein politischer Begriff, mit dem wir dieses geschlechterbezogene Machtverhältnis sichtbar machen wollen. Gleichzeitig kann diese Diskriminierung konkret ganz unterschiedlich sein, weil weitere Machtverhältnisse (etwa Rassismus und Klassismus) die Erfahrungen und gesellschaftliche Position jeder einzelnen Person beeinflussen.
Wendo arbeitet mit speziellen Methoden, die sich mit weiblicher Sozialisation und Erwartungen, die an Frauen und Mädchen gestellt werden, auseinandersetzen und ihrer Unterdrückung etwas entgegenstellen.
Unsere Frauen oder Mädchenkurse richten sich an alle, die sich mit den Begriffen Frau oder Mädchen identifizieren – egal ob sie cis oder trans sind und unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Position und erlebten Gewalterfahrungen.
Unser Anspruch: Intersektionalität
Grundsätzlich stellen wir an uns den Anspruch, Überschneidungen (Intersektionalität) von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und unterschiedlichen Positionen von uns selbst (unter anderem als weiße cis Frauen) und von unseren Teilnehmerinnen zu reflektieren und in das Kursgeschehen einzubeziehen. Unser Ziel ist es, Räume zu schaffen, in denen sich alle, die da sind, willkommen fühlen und mutig sein können.
Wir arbeiten inklusiv und freuen uns über diverse Gruppen. Gleichzeitig ergibt es manchmal Sinn, den Kurs auf eine spezifische Gruppe auszurichten – sei es aufgrund der Art der Kursfinanzierung, der Kooperationspartner*innen oder weil durch die Gruppenausschreibung ein Fokus auf bestimmte Gemeinsamkeiten gelegt wird – das Alter, die Form der Behinderung in der Gesellschaft, die Rassismuserfahrungen etc. Perspektivisch wollen wir für mehr Zielgruppen spezifische Kurse anbieten. Um die Frage, welche das sein können, befinden wir uns aktuell im gemeinsamen Austausch. Uns ist es wichtig, dass auch Frauen und Mädchen, die mit sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen oder anderen psychischen Folgen von Gewalterfahrungen leben, sich in den Kursen gut aufgehoben fühlen. Deshalb ist unsere Haltung (trauma)sensibel. Das bedeutet unter anderem, dass jede Teilnehmerin im Kurs selbst entscheiden kann, was sie mitmacht und wir als Trainerinnen unsere Teilnehmerinnen im Blick haben und die Kursinhalte transparent machen.
Warum sind die Kurse nicht für alle Geschlechter offen? Was ist mit Kursen für FLINTA4?
Wir werden öfter gefragt, warum wir die meisten unsere Kurse nicht für alle – mit Ausnahme von cis Männern – öffnen. Wir können die Frage nachvollziehen und sehen grundsätzlich, dass nicht nur Frauen im Patriarchat unterdrückt werden und sind solidarisch mit Strukturen, die sich speziell an andere Geschlechter z. B. nicht-binäre5 Personen richten.
Wir wollen unsere Kurse nur soweit öffnen, dass die Inhalte den Teilnehmer*innen gerecht werden. Da es im Wesentlichen um die Auseinandersetzung mit Weiblichkeit geht, wäre ein solcher Kurs für viele, die sich nicht mit dem Begriff identifizieren, kein guter Ort.
Langfristig wollen wir spezifische Kurse auch für andere Geschlechter anbieten. Jedoch braucht das eine methodische Überarbeitung bzw. Erweiterung, die wir am sinnvollsten mit inter-, non-binären-, agender- und trans-Personen gemeinsam gestalten wollen.
Zur Zeit bieten wir erste Kurse an, die auch für non-binäre und agender Personen offen sind (FLINTA-Kurse), wenn die oben beschriebene Auseinandersetzung mit Weiblichkeit(-s-zuschreibungen) stimmig ist.
Falls einzelne Interessierte unsicher sind, ob sie angesprochen sind, schreibt uns gerne.
Zur Schreibweise:
Wir haben uns dafür entschieden von Frauen und Mädchen zu sprechen, ohne die Begriffe mit einem Sternchen* zu versehen. Wie oben gesagt, sind für uns alle Frauen und Mädchen, die sich mit den Begriffen identifizieren. Ein Sternchen beinhaltet für uns die Gefahr, dass dadurch eine Unterscheidung gemacht wird zwischen Frauen und Frauen mit *, die wir nicht machen wollen. Durch die Verlinkung der Begriffe zu dem obigen Text, wird hoffentlich deutlich, dass unser Verständnis dennoch fern einer biologischen Vorstellung von Frau und Mann liegt.
1 Trans bedeutet, dass sich Menschen nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
2 Cis bedeutet, sich mit dem Geschlecht zu identifizieren, das einer*m bei der Geburt zugewiesen wurde.
3 XY-Frauen sind Frauen, die einen XY-Chromosomensatz besitzen. Es handelt sich um eine Form der Intersexualität.
4 FLINTA steht für Frauen, Lesben, Inter-, Non-binäre-, Trans- und Agender Personen.
5 Nicht-binär (oft auch non-binary oder genderqueer benannt) ist eine Selbstbezeichnung von Personen, die sich weder mit dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht identifizieren.